Fazit der Rentner
Da wir, Karin und Torsten, schon zum 3. mal in der Gegend unterwegs waren dachten wir uns, ein Fazit von unseren Erstlingstätern wäre interessanter.
Fazit der Rentner
Franz (Jahrgang 1947) und ich (Jahrgang 1952) gehören wohl eher zum konservativen Personenkreis. Unsere ersten Urlaube verbrachten wir im Zelt in Frankreich sowie in Italien und das Leben auf dem Zeltplatz hat uns gut gefallen. Doch mit der Zeit wurde das Zusammenpacken mit dem Zelt, Geschirr, Bettzeug usw. zu umständlich und einige Erfahrungen mit Regen und Wind liessen uns dann auf Ferienwohnungen und Casa Mobile ausweichen.. Wir mieteten uns dann auch ein paar mal ein Wohnmobil und verbrachten die meisten Urlaube an der Adria, wobei wir sogar öfter die selben Plätze aufsuchten. Für einige Jahre hatten wir selber einen Campingbus und waren dann auch mal für Kurztrips in Bayern unterwegs, wobei mir immer saubere Campingplätze wichtig waren. Karin und Torsten hingegen bevorzugten die USA. Sie waren schon öfter für 4-5 Wochen in bestimmten Abschnitten mit dem WOMO unterwegs und schwärmten uns immer vor wie unendlich weit das Land wäre. Wir haben mit großem Interesse ihre Berichte verfolgt, dass wir trotz des inzwischen geweckten Interesses jedoch einmal eine Reise über den großen Teich machen würden, haben wir nicht gedacht.
Im Sept. 2014 kamen dann die Beiden wieder mal auf uns zu und boten uns an mit ihnen eine Reise mit dem WOMO zu unternehmen, für uns kam das erst nicht in Frage, aber unser Interesse war geweckt. Da die Zeit drängte, standen wir nun da und wussten nicht was wir machen sollten. Die Berichte, die wir alle gesehen hatten, animierten schon zum mitfahren. Franz hatte wegen seiner Herzprobleme etwas Bammel vor dem langen Flug und ich dachte an meinen Garten, den ich nicht so lange allein lassen wollte. Wir waren hin und her gerissen zwischen ja und nein. Nachdem die Ärzte keine gesundheitlichen Bedenken hatten, haben wir uns nach längeren Gesprächen zwischen uns Beiden entschieden die Reise zu machen.
Nun ging es mit der Planung los. Zusammen mit Karin und Torsten haben wir uns das Hotel für die ersten Tage ausgesucht und uns die Wohnmobile angeschaut. Wir kamen schnell zu dem Entschluss, dass jeder sein eigenes WOMO haben sollte, um sich nicht gegenseitig auf den Wecker zu gehen und uns dann, genau wie Karin und Torsten, für ein C23-26 von RoadBear entschieden
In der Zwischenzeit hat Franz sich mit den Verkehrsregeln beschäftig, Berichte gelesen und über Landkarten gebrütet während ich mich mehr mit dem beschäftigt habe, was man alles mitnehmen darf und soll. Dabei hat die Liste, welche uns Karin und Torsten besorgt haben, beim Ersteinkauf sehr geholfen.
Bald war alles unter Dach und Fach und nun hiess eswarten. Einmal empfanden wir Vorfreude doch dann kamen wieder die Phasen in denen leichte Zweifel aufkamen.
Nun im April 2015 war es dann so weit. Die Reise begann. Der Flug war für uns problemlos und die ersten Tage in San Francisco vergingen wie im Flug. Diese Stadt ist zum Verlieben. Wir hatten das Glück, dass uns ein Freund von Torsten, der in der Nähe lebt, mit einer Rundfahrt die schönsten Plätze der Stadt gezeigt hat. Nostalgie und Moderne verschmelzen zu einer Einheit, was dieser Stadt den besonderen Flair gibt. Hier hätten wir sicher noch einige Tage ausgehalten, aber unser WOMO wartete.
Am 28. April nach dem Frühstück ging es mit dem Mietwagen, welchen Torsten besorgte, zu Road Bear zur Übernahme unseres WOMOs. Als wir in den Hof fuhren, sah ich lauter Riesen- Wohnmobile, dachte mir aber noch nichts dabei. Wir nahmen die Koffer aus unserem Mietwagen und Torsten und Franz erledigten den Papierkram. Dann kam die Übergabe der WOMOs. Wir wurden zu 2 nebeneinander stehenden gebracht und ich dachte, Mir rutscht das Herz in die Hose. Das soll unser Gefährt sein? Die waren ja so groß wie ein Omnibus. Ja, gibt es denn da nichts kleineres. Hätte es die Möglichkeit gebenen, wäre ich auf der Stelle heimgeflogen. Mir war es richtig schlecht. Franz war auch ganz still, aber etwas zuversichtlicher als ich. Ich meinte zu ihm: „Willst du mit diesem Riesenkarren fahren?“ und Er sagte nur: „was ich hinten nachziehe stört mich nicht!“ Tja nun hatte ich keine Wahl, ich musste mit. Beim Einräumen des Womos war Stille angesagt. Ich kannte zwar die Maße unseres Fahrzeugs, aber dass 27 Fuss Länge und 12 Fuss Höhe in Wirklichkeit so groß sind, hätte nicht gedacht.
Nun ging unsere Reise los. Als erstes musste schon mal rückwärts gefahren werden um im Hof wenden zu können. Am liebsten hätte ich die Augen geschlossen. Aber Franz meisterte das prima und verließ voll Optimismus das Hofgelände. Ich saß ganz angespannt neben ihm und ließ alles auf mich zukommen.
Für heute war nur ein kurze Fahrstrecke zum Eingewöhnen geplant und ich war froh darüber. Nach kurzer Zeit merkte ich, dass Franz das Fahren Spass machte und ich wurde etwas lockerer. Die Straßen waren ja gefühlt doppelt so breit wie bei uns und wir merkten schnell, dass die Fahrweise der Leute hier viel zuvorkommender ist als Zuhause und jeder nimmt auf jeden Rücksicht. Sogar die 4 Way Stop Kreuzungen waren problemlos zu meistern. Das wäre in Italien nicht möglich, da wäre wohl jeder mit Hupen beschäftigt.
Der Parkplatz bei Wal-Mart war riesengroß und meine Bedenken mit dem Gefährt Parkplatzprobleme zu haben waren unbegründet. Das Angebot im Markt war enorm und die Größe des Marktes ist nicht mit unseren Verhältnissen zu vergleichen. Ob Obst, Gemüse, Fleisch, jede Art von Lebensmittel, Drogerie, Apotheke, Kleidung, Camping alles ist in XXXL bestückt. Nachdem wir aber über keine Sprachkenntnisse verfügen, waren wir froh, dass wir am Anfang etwas Unterstützung hatten.
Nach unserem ausgiebigen Ersteinkauf ging es weiter zu unserem ersten Campground. Es war ein Wald und Wiesenstück mitten in der Pampa. Im ersten Moment kam ich mir verloren vor und der Platz war nicht mit den Plätzen in Italien zu vergleichen Wir waren halt mitten im Wald und die Toiletten und der Waschraum waren eher dürftig. Nun war ich froh, so ein großes WOMO mit eigener Dusche und Toilette zu haben. Jetzt weiss ich auch, was der Unterschied zwischen State Park und einem privaten Campingplatz ist. Auf unserer weiteren Reise kamen wir aber noch auf mehrere State Park‘s, die wesentlich gepflegter waren. Nachdem das WoMo stand, sind wir dann etwas herumspaziert und als ich dann über die Anhöhe auf der wir waren über das Meer blickte, war der Stress des ganzen Tages vergessen. Es war ein unbeschreiblicher Ausblick. Dieser und die schöne Lage entschädigten für vieles.
Nach dem Schock des ersten Tages konnte ich gleich in der ersten Nacht überraschend gut schlafen. Hier war nun die Größe unseres Gefährts von Vorteil. Es gab keine Platzprobleme und die Weite, die Freiheit und Ungezwungenheit fingen an mir zu gefallen.
Das Fahren war für Franz kein Problem. Teilweise war ich noch sehr angespannt als Beifahrer, aber es besserte sich von Tag zu Tag. Das Vertrauen zu meinem Chauffeur wurde immer größer. Ich bin froh, dass Franz das Fahren so viel Spass machte. Leider war ich zu feige mich mit ihm abzuwechseln und das obwohl ich mir extra den internationalen Führerschein besorgt hatte.
Wir hatten nun von Tag zu Tag neue Erlebnisse und sammelten neu Eindrücke. Eigentlich ist es schwer zu sagen, was am Schönsten war.
Mit einer der schönsten Campingplätze auf der ganzen Reise war für mich Kirk Creek. Direkt am Meer, gepflegt und nicht zu groß. Wir hatten auch Verständigunsprobleme. Eine Frau, die wir bei einem Spaziergang am Kirk Creek trafen meinte ihr Mann spreche deutsch und sie holte ihn dazu. Er erzählte dann, dass seine Großeltern deutsch waren und ausgewandert seien. Tja man kann sich auch ohne Englischkenntnisse unterhalten!
Nachdem es von der Küste durch die Wüste ging änderten sich die Landschaftsbilder und Farben immer wieder. Die Weite ist unermesslich und es wurde nie langweilig. Man war immer mit neuen Eindrücken beschäftigt.
Franz hatte keine gesundheitlichen Probleme -anscheinend war das trockene Klima von Vorteil. Auch bei kleinen Wanderungen hatte er keine Atemprobleme, was zu Hause bei der höheren Luftfeuchtigkeit schon mal vorkommt.
Es ist schwer zu beschreiben, was uns am besten gefallen hat. Zu den schönsten Punkten zählt mit Sicherheit der Joshua Tree NP, der Grand Canyon und der Horseshoe Bend. Der Zion Nationalpark gehört auch zu einem unvergessenen schönen Platz. Es war ein Platz zwischen rot gefärbten Bergen und einem wunderschönen Bachlauf am Rande des Platzes. Franz hat einen Berliner getroffen, der ihn ansprach und fragte ob er das erste mal hier sei. Als Franz bejahte, meinte sein Gesprächspartner dann: wenn man einmal hier war, kann man süchtig werden. Er wäre schon zum zigsten mal hier und würde immer wieder her kommen. Tja man kommt durchaus auch ohne Sprachkenntnisse irgendwie weiter.
Nicht zu vergessen ist auch Valley of Fire. Dort machten wir eine wunderbare Wanderung zu den Fire Wave . Es war zwar sehr heiss, aber aufgrund der extrem niedrigen Luftfeuchtigkeit war es trotzdem sehr angenehm zum wandern.
Für Las Vegas war ein Abend geplant. Der Campingplatz war sehr groß und vollgestopft mit riesigen Womos - da wirkten unsere Gefährte wie Spatzennester. Ehrlich gesagt, der Platz war wunderschön und sauber, aber ich hatte Sehnsucht nach den ruhigen Plätzen in den State Parks. Der Abend in der Stadt fiel aber wegen eines Gewitters ins Wasser. Schade, ich hätte gerne die Wüstenstadt angeschaut, aber es hat halt nicht geklappt.
Die ganze Reise war für uns ein unermessliches Abenteuer. Wir waren froh, dass wir eine Reisebegleitung hatten, denn ohne Sprachkenntnisse wäre es teilweise schon schwer gewesen. Vor allem beim Tanken mit der Kartenzahlung hat es ein paar mal nicht geklappt und da wären wir ohne Hilfe schon aufgeschmissen gewesen. Ebenso wäre das Einchecken an den Campgrounds zum Problem geworden. Es war natürlich alles nur in englisch beschrieben und an mehreren Plätzen war weder ein Ranger noch ein Host zu sehen, so dass man völlig auf die Beschreibungen angewiesen gewesen wäre. Das Einkaufen war eher problemlos. Da sind wir nach ein paar mal ganz gut zurecht gekommen. Unkomplizierter als gedacht war das Fahren. Wir hatten ein Walki Talki und bekamen Hinweise von Torsten, der vorne weg fuhr. Wir haben uns die ganze Zeit nur einmal ganz kurz aus den Augen verloren, aber sind dann gleich wieder zusammen gekommen. Die Plätze waren unterschiedlich, aber im Grossen und Ganzen war jeder in Ordnung Besonders schön war, dass an jedem Platz Tisch und Bänke und eine Feuerstelle bereit waren. Karin und Torsten hatten zwar einen Gasgrill und es wurde oftSteak, Hamburger oder Würstchen gegrillt. Dazu gab es Gemüse oder Salat, das man dank des großen WOMOS in einer großzügigen Küche vorbereiten konnte. Die Feuerstelle wurde mehr zum Aufwärmen oder zum gemütlichen Abendausklang benutzt. Wir waren 28 Tage unterwegs und jeder Tag war ein Erlebnis. Jetzt sind wir froh darüber, dass wir nach anfänglichen Bedenken die Reise gemacht haben. Für uns allein, denke ich, wäre es ein Fiasko geworden, aber in Begleitung war es entspannt und wunderschön. Was einfach schön war, war die Abgeschiedenheit, Du siehst nicht fern, die hörst keine Nachrichten und musst dich über nichts aufregen, was in der Welt passiert. Du erlebst nur Natur pur und so etwas ist eine Reise wert.